Hängematten sind voller Geschichten. Vor allem, wenn es sich dabei um robuste und langlebige Hängematten handelt, die uns ein großes Stück unseres Lebens begleiten. Du möchtest Beispiele hören? Gerne, denn heute lassen wir die Hängematte einmal selbst erzählen. Ja, richtig gehört, wir haben eines unserer Unikate befragt, eine unserer Hängematten, die allesamt eine lange Lebensdauer aufweisen. Und was sie so alles zu sagen hat, erfährst du im Blog.
Hallo, mein Name ist Hängematte. Mein Leben begann in den 1980er-Jahren. Ich war eine der ersten, die den CHICO-Firmensitz in Oepping verließ und hinausziehen durfte in die weite Welt. Nun, ganz so weit wurde es letztendlich gar nicht, denn meine Besitzerin Katharina nahm mich mit zu sich nach Ulrichsberg. Im Radio lief Wham!s „Wake me up before you go-go“ und es roch nach Narzissen, als sie mit mir zum ersten Mal hinaus in den Garten lief und mich zwischen den Apfelbäumen befestigte. Dort durfte ich mich den ganzen Sommer lang ausbreiten und eng an sie schmiegen. Und hin und wieder auch an Kater Findus. Wir schauten gemeinsam hinauf in den Himmel, bauten Luftschlösser und ich las heimlich mit, wenn Katharina ein Buch aufschlug. Und ich höre sie auch noch heute zufrieden schmatzen, wenn sie einen Kuchen genoss. Ob da nicht Brösel auf mir landeten, fragst du dich? Nun ja, hin und wieder. Aber das machte mir nichts aus, schließlich wusch sie mich sorgfältig, als sich der Herbst ankündigte. Kurz bevor sich dann die Blätter verfärbten, durfte ich mit ihr sogar noch auf Reisen gehen und mich in Südtirol zwischen ihren Wohnwagen und einen Baum spannen – mit Blick auf die Weinberge.
Als die Temperaturen zu sinken begannen und es immer frostiger wurde, musste ich den Apfelbäumen adieu sagen und es mir im Keller zwischen Vorräten und Gartenmöbeln bequem machen. Zumindest lautete so mein Plan. Eines Nachts hörte ich plötzlich ein schrilles Geräusch. Ein kalter Schauer jagte über meinen Stoff. Ist das etwa einer meiner größten Feinde? O bitte nicht! Und dann wurde das Piepen und Zwitschern auch schon lauter und ich sah sie über den Boden flitzen: die Maus. Sie darf mich nicht erwischen! Ich muss hier weg! Nur wie? Während ich noch überlegte, kam sie mir immer näher und begann an mir zu schnuppern. Hilfe, hört mich denn keiner? Und dann sprang er auf einmal die Treppen zu mir herunter, mein Retter: Findus! Blitzschnell krallte sich der Kater die Maus und hielt Katharina das Geschenk unter die Nase. Zuerst lachte sie, doch dann fiel ihr Blick auf mich. Wahrscheinlich konnte sie meine Angst spüren, denn von diesem Zeitpunkt an durfte ich in eine Plastikbox. Und die Mäuse konnten mich nicht mehr anknabbern.
Als sich die ersten Krokusse durch die Erde kämpften und sich der letzte Schnee verzog, durfte ich wieder nach draußen zu den Apfelbäumen. Ich ließ mich von der Frühlingssonne wärmen und freute mich auf die ersten Lesestunden mit Katharina und Findus. Doch eines hatte sich geändert: Plötzlich waren wir nicht mehr nur zu dritt, sondern zu viert. Katharinas Freund Paul kam immer öfter zu Besuch. Fortan wurde weniger gelesen, dafür mehr gekuschelt, weniger in die Luft geschaut, dafür mehr geküsst. Und nicht selten lachten die beiden noch bis tief in die Nacht hinein – direkt unter dem Sternenhimmel. Ein paar Jahre später glaubte ich kurz, vorzeitig zu altern, denn meine Kräfte schienen irgendwie nachzulassen. Als robuste Hängematte, die noch eine lange Lebensdauer vor sich hat, fragt man sich da natürlich: Wie kann das sein? Doch dann bemerkte ich, dass Katharinas Bauch zu wachsen begonnen hatte und da wusste ich, dass wir bald zu fünft sein würden. Als ein paar Monate später Antonia das Licht der Welt erblickte, bekam auch ich einen neuen Gefährten: eine Kinderhängematte für die Kleine mitsamt Holzgestell zog bei uns ein. Plötzlich wurde auch wieder mehr gelesen – nämlich so manche Geschichte für Antonia. Und während diese in der kleinen Hängematte schlief, durfte ich mich wieder mehr um Katharina, Paul und Findus kümmern.
Nach Antonia kam bald Maximilian. Ach was war das doch für ein aufgeweckter Bub! Da kamen wir oft stundenlang nicht aus dem Schaukeln heraus. Dafür haben wir uns irgendwann zwischen Michael Jacksons „Earth Song“ und Lou Begas „Mambo Nr. 5“ in den 1990er-Jahren von Findus verabschieden müssen. Sein Schnurren fehlt mir oft, aber wer weiß, vielleicht schaut er uns vom Katzenhimmel aus zu. Mittlerweile sind die beiden Kinder längst aus dem Haus und die kleine Hängematte steht in Antonias Garten – bereit für einen neuen Erdenbürger: Ihr Baby soll im Frühling zur Welt kommen. Gerade recht zur Narzissen-Zeit. Ich freue mich hingegen schon wieder auf mein Plätzchen unter den Apfelbäumen und das nächste Gartenfest. Denn seit Katharina und Paul wieder alleine sind, kommen öfter die Nachbarn zu Besuch. Dann klimpern die Gläser und über mir baumelt eine schöne Girlande aus Lichtern.
Jetzt habe ich also schon einige Jährchen auf dem Buckel – oder besser gesagt auf dem Stoff. Aber Katharina und Paul haben immer Acht auf mich gegeben, mich gereinigt, wenn ich schmutzig war und eines Sommers gab es sogar ein neues Seil für mich. Daher traue ich mich mit Stolz zu sagen: Ich habe mich sehr gut gehalten für mein Alter! Und als robuste und langlebige Hängematte habe ich noch viel vor! Denn es sind Geschichten und Erinnerungen wie diese, für die ich als Hängematte brenne. Und wer weiß, vielleicht holst du dir ja auch einen meiner Artgenossen zu dir nach Hause. Ich wette, ihr wärt ein geniales Duo im Schreiben wunderschöner Lebensgeschichten!