Kettbaum, Schuss und Schiffchen. Laien mögen diese Fachausdrücke vielleicht der Jägersprache oder der Seefahrt zuordnen. Profis wie Kerstin wissen: Hier geht es ums Weben. Und diese Wörter und die Utensilien sind es auch, die Kerstin und ihre zwei Kollegen täglich nutzen, um das scheinbar Unmögliche wahr werden zu lassen: Sie stellen aus einzelnen Fäden fertige Einzelhängematten und Doppelhängematten sowie Hängesessel her. Im Blogbeitrag gewährt Kerstin einen Blick hinter die Kulissen der CHICO-Weberei und verrät, wie viele gewebte Hängematten dort täglich das Licht der Welt erblicken.
Wer die CHICO-Weberei betritt, wird zunächst von viel Sonnenlicht begrüßt, das durch die großen Fenster fällt. Gleich darauf wandert der Blick ins Zentrum, zu den drei wichtigsten Protagonisten dieses Produktionsschrittes: Drei Webstühle geben hier den Ton an bzw. den Takt vor. Und zwar jeweils einer für jedes unserer drei Hauptprodukte: Neben der klassischen Einzelhängematte fertigen wir Doppelhängematten und Hängesessel an. In der CHICO-Weberei, die sich gleich neben der Zwirnerei befindet, ist auch noch Platz für Gatter oder Spulengestelle, auf denen je 20 verschiedene, farbige Spulen für die unterschiedlichen Muster warten. Schließlich stehen hohe Regale auf dem Holzboden, in denen sich rund 25 verschiedene Baumwoll- und Polyester-Muster stapeln. Hier, zwischen losen Fäden und fertigen, gewebten Hängematten, die durch viel Handarbeit entstehen, geht Kerstin seit 1,5 Jahren täglich ans Werk.
In der Früh wirft sie zunächst einen Blick auf die Regale: Jene Hängematten- oder Hängesessel-Art, die als nächstes zur Neige gehen wird, muss als erstes nachproduziert werden. Kerstin richtet sich sodann den Spindelrahmen mit all jenen Spulen her, die sie für das jeweilige Produkt braucht. Und bei den folgenden Arbeitsschritten ist nun Fachvokabular gefragt: Der Webstuhl ist mit Kettfäden ausgestattet, die in Längsrichtung verlaufen und auf dem Kettbaum aufgewickelt sind. Jeder dieser Fäden verläuft durch einen Kamm, um nicht zu verrutschen, und wird von einer Litze geführt, die auf einem Schaft befestigt ist. Dieses Hubelement zieht zuerst die eine Hälfe der Fäden nach oben, dann die andere. Quer dazu wird der sogenannte Schütze mit dem Schussfaden geführt. Speziell beim Handweben hat sich hierfür auch der Name Schiffchen anstatt Schütze etabliert. Den Namen verdankt dieses tragende Element seinem Aussehen: Wie ein flaches Schiffchen gleitet es durch die Fäden und trägt im Inneren die Spule für den Schussfaden, auch Schuss genannt. Die Webmaschine schießt nun das Schiffchen durch das sogenannte Fach, also jenen Zwischenraum, der zwischen den jeweils gehobenen und gesenkten Kettfäden entsteht. Einmal flitzt es in die eine Richtung, dann wieder in die andere und kreiert damit das Gewebe. Zirka 20 bis 25 Minuten dauert es, bis eine Hängematte fertig ist, wobei die Doppelhängematten etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. In einer Stunde fertigt Kerstin somit zwei bis drei Produkte an.
In Summe werden in der CHICO-Weberei pro Monat 800.000 Meter einzelne Fäden verarbeitet und es entstehen 1.200 Meter fertiges Gewebe. Hierfür brauche es laut Kerstin vor allem eine gewisse Fingerfertigkeit und Feinmotorik sowie Geduld. „Das wichtigste dabei ist aber die Freude an der Sache. Wer Freude mitbringt, kann eigentlich alles machen“, ist sie sich sicher. Und als Quereinsteigerin muss sie es schließlich wissen. Auch wenn sie einen gewissen Vorteil gegenüber anderen mitbringt. Mit den fürs Weben wichtigen Instrumenten Kamm und Schere kennt sich Kerstin nämlich schon lange aus: Die CHICO-Mitarbeiterin war vorher 30 Jahre als Friseurin tätig. Jetzt verschönert sie mit diesem Werkzeug allerdings keine Haare mehr, sondern stellt damit unsere exklusiven, gewebten Hängematten her, bei denen ebenso viel Handarbeit gefragt ist. „Ich arbeite gern mit diesem hochwertigen Produkt, denn mit Hängematten kann einfach jeder etwas anfangen. Wenn man wo eine CHICO-Hängematte sieht, muss man sich einfach hineinsetzen“, sagt sie. Sie selbst hat noch keine, „aber wir haben gerade den Garten umgegraben und ich habe mir schon ein Platzerl dafür ausgesucht.“ Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch sie darin die Seele baumeln lassen wird.