Links das Gebäude der Feuerwehr, rechts die ersten Häuser der Oeppinger Gemeinde. Kurz darauf schiebt sich der Ortsplatz mit der spitzen Pfarrkirche ins Blickfeld, bevor die kurvige Straße wieder mitten in die Mühlviertler Landschaft hineinführt. Zwischen sanften Hügeln und viel Wald. Und dann taucht da plötzlich ein markanter Bauernhof auf. Im Steinbloßstil. Und mit einem sonnigen Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Man könnte sagen: Wer sich auf den Weg zur CHICO-Firmenzentrale macht, bekommt gleichzeitig eine Einführung ins Mühlviertler Landleben. Und trotzdem schwingt an diesem Ort auch immer ein Hauch von Internationalität mit – genauer gesagt vermischt sich hier Mühlviertler Handwerk mit brasilianischem Lebensstil. Und dass das eine ideale Kombination ist, veranschaulicht die Geschäftsführung bereits seit vielen Jahren. Diesmal plaudern daher die CHICO-Chefs Sylvia und Georg Katzlinger aus dem Nähkästchen, erzählen von ihren wichtigsten Tätigkeiten und verraten, wann die Notfallschokolade zum Einsatz kommt.
Zunächst wandern wir gedanklich noch einmal zurück zum sonnigen Innenhof des Steinbloß-Bauernhofs. Denn von dort aus geht es direkt ins Büro und zu den Verkaufsräumen auf der rechten Seite des Traktes. Die Decke ziert hier ein Gewölbe und die Türstöcke aus Granit hätten sicher jede Menge Geschichten zu erzählen. Dass hier vor noch gar nicht allzu langer Zeit noch Kühe, Schweine und Hühner untergebracht waren, ist jedoch kaum mehr vorstellbar – noch weniger, wenn man sodann in die Büro-Geräuschkulisse eintaucht: Dort das Klingeln des Telefons, hier das Rattern des Druckers. Und mittendrin: Sylvia und Georg. Während sich Sylvia um die kaufmännische Leitung, die Buchhaltung sowie Verwaltungs- und Marketingagenden kümmert, hat sich Georg der Betriebsleitung verschrieben und ist für reibungslose Produktionsabläufe, Instandhaltungen sowie den Messeverkauf verantwortlich. „Wir sprechen uns im Allgemeinen aber immer ab und wichtige Entscheidungen werden gemeinsam getroffen“, verrät Sylvia. Ein unschlagbares Duo also.
Doch in den CHICO-Hängematten und -Hängesesseln stecken nicht nur die Expertise und das Know-how der beiden, sondern auch eine Prise Regenwald. Regenwald? Ja, richtig gelesen. Wir sprechen tatsächlich von diesem tropischen Wald Südamerikas. Denn die Idee für die Firma CHICO verdanken Sylvia und Georg ihrem Onkel Franz: „Dieser war als Entwicklungshelfer im brasilianischen Regenwald unterwegs gewesen. Als er wieder zurück nach Österreich kam, hatte er nicht nur eine Hängematte, sondern auch das Wissen über die Herstellung mit im Gepäck.“ Und der Rest ist Geschichte. Nun, nicht ganz, denn um tatsächlich hierzulande Hängematten herstellen zu können, bedurfte es noch einiger Adaptierungen und Analysen. Und auch viele Maschinen mussten erst einmal aufgetrieben oder selbst fabriziert werden. Als der Produktionsprozess sowie die finalen Produkte schließlich ausgereift waren, gründeten ihr Onkel Franz sowie dessen Frau Hilde 1981 eine erste Firma. „1985 kamen unsere Eltern dazu und der Standort wurde zu uns ins Mühlviertel verlegt“, berichten Sylvia und Georg.
Über die Jahre hinweg wuchs das Unternehmen, wodurch sich am ehemaligen Bauernhof immer mehr Räume mit Maschinen, Stoffen und fertigen Produkten füllten. Und auch die Kunden und deren Wünsche und Anforderungen haben sich verändert, wie Sylvia verrät: „Heutzutage soll alles ganz schnell gehen. Es ist schon vorgekommen, dass jemand abends in unserem Online-Shop bestellt und am nächsten Tag vor 8 Uhr bereits nachfragt, warum er noch keine Rechnung erhalten hat.“ In solchen Fällen betont Sylvia, dass die Bestellungen bei CHICO noch von Menschen bearbeitet und fakturiert werden. Und mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: „Dann heißt es: ruhig bleiben, die Fassung bewahren und die Notfallschoki nicht vergessen.“ Aber in den meisten Fällen seien die Kunden unkompliziert und oft erhalten die beiden nette Dankeszeilen oder Fotos, über die sie sich riesig freuen. Verändert habe sich zudem in letzter Zeit die Materialauswahl: Waren in den letzten zehn Jahren eher synthetische Gewebe gefragt, weil man solche Produkte von März bis Oktober draußen lassen kann, wird nun wieder vermehrt zu Baumwolle gegriffen und die Menschen scheuen die Arbeit des Wegräumens nicht. „Da spielt, denke ich, der Klimaaspekt bzw. der Naturgedanke sehr stark mit“, meint die Geschäftsführung.
Nach den herausfordernden Corona-Jahren freuen sich Sylvia und Georg nun darauf, endlich wieder ohne Einschränkungen auf Messen fahren und den direkten Kundenkontakt pflegen zu können. „Online-Shop, Social Media etc. – das ist alles schön und gut, aber die Reaktionen und das direkte Feedback der Kunden hautnah erleben zu können, ist für mich wahnsinnig bereichernd“, resümiert Sylvia. Die größte Herausforderung sei momentan die zurückhaltende Kauflaune mancher Kunden, die die Geschäftsführung aber nachvollziehen kann: „Unsere Produkte fallen eben sicherlich in den Bereich der Luxusartikel und solche leistet man sich nicht mehr gar so schnell. Aber: Sie punkten mit einer langen Lebensdauer. Im Schnitt halten eine Hängematte bzw. ein Hängesessel 15 Jahre – bei guter Pflege sogar länger. Und dieses Argument ist in solchen Zeiten wichtiger denn je.“
Es besteht also kein Zweifel: Die beiden brennen für die CHICO-Produkte. Trotzdem benötigen auch sie Pausen, um wieder neue Kraft für alle anstehenden Tätigkeiten zu schöpfen – und dabei spielt die Mühlviertler Natur eine wichtige Rolle. „Im Winter zieht es mich zu den Pisten am Hochficht und im Sommer versuche ich, Pilze im Wald zu finden. Wenn es gar zu heiß ist, bietet der Pool Abkühlung oder man findet mich im Schatten in einer meiner Hängematten“, verrät Sylvia. Und Georg ergänzt: „Da ich das Glück habe, die Firma bei mir zu Hause zu haben, kann ich im Sommer den schönen Innenhof mit den vielen Hängematten ausgiebig nutzen. Im Herbst und im Frühling bin ich mit meinem Vater im eigenen Wald unterwegs und finde dort meinen Ausgleich bei der Forstarbeit.“