Bewusst nichts tun: Warum Faulenzen im Trend liegt

Du machst es dir in der Hängematte bequem. Lässt den Blick schweifen. Hinaus in den Garten. Oder sogar noch weiter. Hinauf zu den Vögeln, die ihre Kreise ziehen. Hinüber zu dem roten Strauch, der jetzt im Herbst so schön leuchtet. Du redest mit niemandem. Dein Smartphone ist nicht in Sichtweite. Stattdessen konzentrierst du dich auf deinen Atem. Hörst in dich hinein. Tust nichts. Na, wie klingt das? Herrlich, oder? Leider ist es heutzutage wahnsinnig schwierig geworden, einmal wirklich nichts zu tun. Stattdessen hetzen wir von einem Termin zum nächsten und dazwischen setzen wir weiter auf Selbstoptimierung. Bringen wir die Sporteinheit unter der Woche nicht unter, wird sie am Sonntag nachgeholt. Und haben wir einmal vergessen, uns gesund zu ernähren, erinnert uns eine App daran. Bewusst faulenzen ist auch einfach nicht salonfähig und erstrebenswert, in einer Gesellschaft, die auf Schnelligkeit und Leistung pocht. Oder? Nicht ganz, denn mittlerweile entwickeln sich Gegentrends. Menschen suchen damit nach Auswegen aus der täglichen Hektik. Minimalismus ist so ein Trend, der uns daran erinnert, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Hygge, eine dänische Idee, feiert den persönlichen Rückzug ins gemütliche Zuhause. Lagom, ein schwedisches Konzept, schlägt mit dem Aufruf zu mehr Balance im Leben in dieselbe Kerbe. Und jetzt kommen die Holländer noch mit dem Begriff „Niksen“ um die Ecke, der dazu ermutigt, die eigenen Gedanken öfter einfach wandern zu lassen. Tagträume. Nachdenken. Nichtstun. Das steht nun also auf unserer Agenda. Aber wie kann man bewusst nichts tun? Und warum fällt uns das so schwer? Wir haben uns mit dem Thema befasst und verraten, wie das bewusste Faulenzen und Nichtstun geht.

Warum uns bewusstes Faulenzen so schwer fällt

Wir leben in einer Zeit, in der alles jederzeit verfügbar ist. Gleichzeitig wird die Welt immer vernetzter und schneller. Und auch wir selbst streben nach Selbstoptimierung. Viele Menschen haben es daher einfach verlernt, tatsächlich einmal nichts zu tun. Egal, ob im Zug, im Warteraum beim Arzt oder in den letzten Minuten, bis die Waschmaschine fertig ist – die meisten halten bereits kurze Zeitspannen nicht mehr ohne Unterhaltung aus. Stattdessen zücken wir das Smartphone, scrollen durch Timelines, schauen Videos oder lesen Nachrichten. Außerdem ist Nichtstun in der westlichen Kultur immer noch verpönt und viele fühlen sich sogar schuldig, geben sie zu, einmal ein Wochenende wirklich nichts getan zu haben. Doch die ständige Erreichbarkeit und Rastlosigkeit machen müde und führen nicht selten zu Krankheiten aller Art. Nicht umsonst schnellen die Burnout-Fälle in die Höhe. Psychologen und Philosophen raten daher zum Innehalten, denn das Gehirn braucht Pausen, um Dinge besser verarbeiten und speichern zu können, sich zu regenerieren und Kreativität zu entwickeln. Nichtstun sorgt also für mehr Energie, geistige Klarheit, Kreativität und Selbsterkenntnis. Außerdem macht es uns gewohnte Automatismen bewusst und hilft uns dabei, aus der Routine auszubrechen. Der französische Philosoph und Soziologe Frédéric Lenoir ist der Meinung, wir sollten Momente völliger Entspannung nicht als verlorene, sondern als gewonnene Zeit wahrnehmen. Doch wie geht das? Was braucht es, um bewusst zu faulenzen? Wir haben 5 Tipps für dich parat:

Lieblingsplatz finden

Die wichtigste Voraussetzung fürs bewusste Nichtstun: Finde einen ruhigen Ort, an dem du dich wohlfühlst und wo du ungestört Zeit verbringen kannst. Für viele Menschen ist das die Couch – vielleicht in Kombination mit einer Duftkerze, einer kuscheligen Decke oder dem Lieblingsgetränk. Es kann aber auch eine bestimmte Bank auf einer Lichtung im Wald sein oder ein Aussichtspunkt hoch oben über dem Ort. Optimal hierfür eignen sich auch unsere Hängematten und Hängesessel – ob als Ruheoase auf der Terrasse oder als chilliger Ort mitten im Wohnzimmer. Ganz egal, ob sich dein persönlicher Lieblingsplatz in den eigenen vier Wänden befindet oder in der freien Natur – wichtig ist, dass du dort gut abschalten und auftanken kannst. Mache es dir bequem und nimm dir ein paar Minuten Zeit.

Ablenkungen ausschalten

Im nächsten Schritt ist es essentiell, dass du alle Geräte ausschaltest oder weglegst, die dich ablenken. Schaffe im Wohnzimmer die Fernbedienung aus deinem Blickfeld oder lasse unterwegs dein Smartphone in der Tasche. Richte stattdessen deine Gedanken ins Hier und Jetzt und lasse sie bewusst kommen und gehen.

Bewusst atmen & hinspüren

Nicht umsonst nimmt sie in vielen Lehren und gesundheitlichen Ansätzen eine wichtige Rolle ein: die Atmung. Sie kann dir auch beim bewussten Nichtstun helfen, denn wenn du dich ganz auf sie konzentrierst, vergisst du automatisch vieles, was um dich herum geschieht. Atme bewusst ein und aus. Zur Unterstützung kannst du deine Hände auf deinen Bauch legen und spüren, wie sich dieser hebt und senkt.

Schlechtes Gewissen vergessen

In einer Gesellschaft, in der immer mehr Leistung in immer kürzeren Zeitabständen gefragt ist, geht mit dem Nichtstun oft ein schlechtes Gewissen einher. Mache dir bewusst, dass du nicht immer 200 Prozent geben musst, sondern dass Phasen, in denen du nichts tust, genauso zum Leben dazu gehören und wichtig sind. Verabschiede dich von allzu hohen Ansprüchen und entwickle ein gesundes Verhältnis zum bewussten Faulenzen.

Rituale & Ich-Zeit einplanen

Damit du im hektischen Alltag nicht auf dich selbst vergisst, solltest du dir fixe Zeiten fürs Nichtstun einplanen. Ganz egal, ob das die ersten 10 Minuten des Tages sind oder die letzte Viertelstunde vor dem Schlafen. Es muss keine lange Zeitspanne sein – schon wenige Minuten täglich reichen aus. Übers Jahr verteilt, solltest du dir bewusst längere Auszeiten gönnen. Manchen gelingt das bewusste Faulenzen am Strand sehr gut, anderen mitten im Wald. Und wieder andere igeln sich über die Jahreswende ein paar Tage zu Hause ein und lassen das Jahr gedanklich Revue passieren.

Nichtstun als Stresskiller

Übrigens: Bewusstes Nichtstun ist nicht nur ein gutes Mittel, um besser durchs Leben zu kommen, sondern hilft auch in akuten Stresssituationen. Musst du in der Arbeit noch dringend ein Projekt beenden oder stapelt sich zu Hause die Wäsche und dir fehlt die nötige Zeit? Dann solltest du nicht überstürzt und genervt reagieren, sondern zunächst für ein paar Minuten nichts tun, tief ein- und ausatmen und Ruhe bewahren. Eine kurze Auszeit in der Hängeliege bietet sich hierfür an. In manchen Fällen hilft auch ein kurzer Spaziergang, um dem innerlichen Stress zu entkommen. In diesen Pausen tauchen oft kreative Lösungen auf und du übst dich in Gelassenheit und Konzentration.